Der Helmertturm: Teil eines Wissenschaftsensembles
Der heute als Helmertturm bekannte geodätisch-astronomische Turm ist Teil des Winkelmessobservatoriums und Bestandteil des historischen Observatorienensembles auf dem Telegrafenberg in Potsdam. Gemeinsam mit den Meriedenhäusern ab 1893 errichtet diente er zur Aufnahme von Winkelmesseinrichtungen zur Landvermessung. Der Turm zeichnet sich ebenso wie das nebenstehende Meridianhaus durch seine mehrschalige Bauweise mit einem gemauerten Kern und einer umliegenden, entkoppelten und ursprünglich zweischaligen Hülle aus Zinkwelblech auf einer Stahlskelettkonstruktion zur thermirschen Schirmung aus.
Untersuchung und Befundung
Ziel der Befundung und Erfassung war die Einschätzung des Zustandes der Stahlskelettkonstruktion und der daran ab 1922, 1966 und 1974 durchgeführten Modifikationen. Sie führten unter anderem zum Entfall der Außenbeplankung und der folgenden Freibewitterung des Stahlskelettes. Um das Objekt vollständig untersuchen zu können wurde eine Außenbefahrung des Turmes bis 22 m Höhe durchgeführt, wodurch der Zustand des Objektes exemplarisch an zwei der 12 Segemente erfasst und kartiert werden konnte. Basis der Kartierung bildeten durch das Architekturbüro Hertzberg – Weber zur Verfügung gestellte Zeichnung auf Grundlage eines 3D Scans.
Neben der Dokumentation und digitalen Kartierung wurden Farbschichtproben zur Einschätzung des Beschichtungsverlaufes als auch zur Datierung und Bauphasenbestimmung entnommen. Unsere Untersuchungen zu den Bestandsfügungen (Schweiß- und Nietverbindungen) sowie dem Korrosionszustand der Stahlprofile bildete die Grundlage für die Schwerpunktuntersuchungen des Tragwerksplaners.
Datierung der Stahlskelettkonstruktion
Zum Zeitpunkt des Projekteintrittes lag bereits seitens des Architekturbüros ein Bauphasenplan auf Basis historischer Fotografien und bekannter Unterlagen zur Orientierung vor. Unklar war bis dato, in wie weit in den vergangenen Modifikationen in die unterhalb der Außenschale liegende Stahlskelettkonstruktion eingegriffen wurde. Auf Basis von Hütten- und Typwalzzeichen der Normprofile konnte das außenliegende Stahlskelett ebenso datiert werden wie die im Turmkopf befindlichen Bestandsprofile. Eine anschließende Farbschichtuntersuchung untermauerte die Einschätzung, da ältere Anstrichphasen und Bleimennige-Blei/Zinkweißpigmentierung nur auf Bestandselementen mit bauzeitlichen Hüttenwalzzeichen nachgewiesen werden konnten.
Konzeptentwicklung und Maßnahmenplanung
Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse konnte ein fundiertes Restaurierungskonzept zum Erhalt der Stahlskelettkonstruktion entwickelt werden. Eine anschließende Maßnahmenplanung kann als Grundlage für die Ausführungsplanung dienen.
Auftraggeber und Projektbeteiligte
Auftraggeber in diesem Projekt war das GeoForschungsZentrum Potsdam. Federführendes Architekturbüro war Hertzberg-Weber aus Potsdam, die Tragwerksplanung wurde vom Ingenieurbüro Schwochow ausgeführt. In der Restaurierungsplanung unterstützte mich der Masterstudierende Heinrich Kazmierczak des Studienganges Metallkonservierung von der Fachhochschule Potsdam.
Bei allen Beteiligten möchte ich mich für die angenehme, interessante und produktive Zusammenarbeit bedanken!